„Der Junge“, „das Mädchen“: Auch, wenn wir in dieser traditionellen Trennung der Geschlechter verbleiben, so fällt doch irritierend auf, dass die weibliche Form des Kindes nur in der sächlichen Form, also als Sache, existiert. Nun liegt das grammatikalisch daran, dass alle Wörter mit der Änderung „chen“ in der deutschen Sprache grammatikalisch sächlich sind. Dann aber verstört, dass es nicht das „Jungchen“ gibt: der nämlich bleibt er. Verständlich wird diese eklatante Geschlechter-Differenz erst im Blick auf die Etymologie: Das „Mädchen“ leitet sich von der „Magd“ ab (im Englischen „maid“), also immer schon von einer Person, die für den untertänigen Dienst und nicht für die Herrschaft vorgesehen ist. Konsequent ergibt sich in der deutschen Sprache deshalb auch die umgangssprachliche Form eines „Mädchen für alles“, die seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die (meist) weiblichen Dienstboten in bürgerlichen Häusern bestimmt, weil sich diese diverse Angestellte wie Zofen, Köchinnen, Gärtner usw. nicht mehr leisten konnten und deshalb ein Dienstmädchen beschäftigten.
Auch in einem vermeintlich so harmlosen Wort wie „Mädchen“ verstetigt sich die Geschlechterungleichheit einmal mehr – was nicht die weiblichen Kinder, Jugendlichen (und früher auch Erwachsenen) diskreditiert, wohl aber deren gesellschaftlich akzeptierte Objektifizierung.