Mal von Anfang an: Das Wort „Wohnen hat sich aus dem mittelhochdeutschen „Wonne entfaltet. Was doch sehr schön klingt und wirkt, denn an und für sich möchte man wohl inmitten von Wonne wohnen.
Aber wo gibt es das heute noch, da die meisten Menschen sowieso völlig vergessen haben, dass „wohnen eine Aktion formuliert, nämlich ein Verb, ein Tätigkeitswort ist. Was sehr plausibel ist, denn ständig muss man sich das eigene Leben auch innerhalb jener vier Wände neu gestalten. Allerdings klingt es, wenn Menschen beschreiben, wie sie wohnen, eher als Zustandsbeschreibung. Und tatsächlich leben die meistens so, eben passiv.
Womöglich aber hat das partiell auch, das wollen wir konzedieren, mit der Gentrifizierung und für viele Menschen entsprechend kleinerem und/oder teurerem Wohnen zu tun.
Nun kommt jener Gert Selle, immerhin vor einigen Jahren noch einer der wichtigsten Berichterstatter und auch Theoretiker im Design, im Zusammenhang von Wohnen allerdings mit dem Wort „konservativ daher. Womit wir zwangsläufig auch noch dieses Wort verstehen müssen. Klar, konservativ klingt ziemlich bieder, meint politisches Beharren und Langeweile und ermüdet eher. Doch man kann das auch anders sehen, da Konservieren so etwas wie Aufbewahren und Schützen beschreibt. Übertragen auf die Wohnung könnte das bedeuten, dass Wohnen bewahrt und vor äußeren Einflüssen schützt, damit eine gewisse eigene Existenz sichert.
Zugegeben, auch dies klingt etwas fragwürdig – zumal heutzutage, da alles Private doch längst öffentlich geworden ist. Wichtig ist also doch genau der Zusammenhang zwischen dem Wohnen und der Aktion.