be//LOG, dumme Wörter
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Das war vor meiner Zeit

Diesen kurzen Satz äußern – zwangsläufig – jüngere Menschen gerne dann, wenn eine Frage gestellt wird, die sich auf Vergangenes bezieht, das historisch länger zurückliegt als diese Jüngeren alt sind oder sich erinnern können. Denn auf diesem Weg legitimieren sie sehr simpel, dass sie keine Antwort oder noch nicht einmal Reflexionen im Kontext dieser Frage anbieten können – eben, weil sie da noch nicht geboren waren. Was für eine merkwürdige Aussage: Schließlich hat das überwältigend meiste, was eine Welt mit Menschen ausmacht, „vor meiner Zeit“ stattgefunden.

So wird die jeweils eigene Biografie zur Substanz von Geschichte und alles davor missachtet. Mehr noch: Die Behauptung „meine Zeit“ tut so, als gäbe es eine private Zeit und ignoriert, wie sehr jegliche Biografie sowohl von Geschichte als auch von der gesellschaftlichen Formation geprägt ist. „Das war vor meiner Zeit“ verharrt im eigenen Spiegelbild und erkennt noch nicht einmal, dass der Spiegel wirklich einzig ein unkritisches Spiegelbild liefert.

 

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