Eine typische Kraus-Einlassung: hintersinniger und kritischer Schmäh. Die Fauna-Metaphorik achtet „Ansichten“ gering, da sie so etwas ähnlich Unverbindliches wie „Meinung“ aussagen. Und hätte er die heutigen sogenannten sozialen Medien schon gekannt, wäre ihm zweifellos sogleich das Share“-Wort statt „Teilung“ ein- und aufgefallen – was seine Bewertung bestenfalls verschlimmert hätte. Die mit nachdenklichem Denken verknüpften Gedanken hingegen schätzte er weit mehr, die bilden zarte neue Triebe und dann Knospen, verändern, verjüngen und verbessern sich.
Allerdings, so müssen wir dann doch anmerken, hat Kraus waomöglich die „Knospen“ mit dem Akt der „Knospung“ verwechselt. Denn die Knospung, so entnehmen wir dem Biologie-Lexikon, bedeuten asexuelle Fortpflanzung und – sehr aktuell und unangenehm – die Ausreifung von Viren. Andererseits wäre Kraus vielleicht sogar ein Wissen um diese Bedeutungen zuzutrauen. In diesem Fall hätte er zweifellos ein diebisches Vergnügen an der möglichen Fehlinterpretation gehabt. Aber wir wissen es eben nicht.