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iphiGenia Gender Design Award 2021 | iphi 2021

Der iphiGenia Gender Design Award – oder kurz „iphi“ – für herausragendes gendersensibles Design wird am 25. November im Museum für Angewandte Kunst in Köln vergeben. Die feierliche Preisverleihung wird als Livestream-Event um 19:00 Uhr live aus dem MAKK online übertragen.

Als Symbol und Auszeichnung für herausragendes gendersensibles Design überreicht das international Gender Design Network seit 2017 den Gewinner*innen des iphi Awards eine Trophäe, deren Form an die eines Seesterns angelehnt ist. „Seesterne können ihr Geschlecht ihrem Alter oder auch ihrer Umgebung anpassen“ so die Designerin Naama Agassi aus Israel. So liefert der Seestern die Inspiration für die begehrten handgefertigten Trophäen aus Porzellan.

iphi trophäen

Insgesamt fünf iphi Awards werden in diesem Jahr Designerinnen aus den USA, der Schweiz und Deutschland verliehen. Die Themen der diesjährigen Sieger*innen sind: kreatives Empowerment, gendergerechte Typografie, feministisches Hacking, Tech Fellowships und gegenderte Esskultur.

Veranstalter*innen

Organisiert wird der Award vom „international Gender Design Network/iGDN“. Erstmals im Jahr 2017 verliehen, will das iGDN mit diesem Designpreis diejenigen Designschaffenden und Unternehmen würdigen, die mit ihren gendersensiblen Designarbeiten richtungsweisend und innovativ für mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern sorgen. Das Netzwerk wird dabei von Sponsoren wie KölnBusiness Wirtschaftsförderung GmbH, dem MAKK und anderen unterstützt.

Programm

Bei der interaktiven Online-Preisverleihung erfährt das Publikum in kurzen Talks mit den Preisträgerinnen mehr über die Personen und über die Hintergründe ihrer Arbeiten. Ein erfrischendes Rahmenprogramm sorgt für Abwechslung, indem es einen wesentlichen Aspekt des gemeinsamen Feierns im gendersensiblen Modus betrachtet: Das Trinken. Kann trinken sexistisch sein? Welche Blüten treibt die Sprache rund um das Trinken in der Musik und Prosa? Auch darüber sprechen wir mit den Gewinnerinnen und dem Publikum, das über einen Chat die Möglichkeit hat, sich zu beteiligen.

Moderation: Prof. Dr. Michelle Christensen, iGDN, Technische Universität Berlin/Universität der Künste Berlin.

Preisträgerinnen und Jurybegründungen

Evolution

In der Kategorie „Evolution“ würdigen wir Jessica Walsh (New York, USA) und ihre Agentur »&Walsh«, die sich einem umfassenden gendersensiblen Designschaffen und dem kreativen Empowerment von Frauen und nicht-binären Personen verschrieben hat.

Jury Begründung: „Jessica Walsh beeindruckt nicht nur als mutige und engagierte Unternehmerin, sondern vor allem auch in ihrer kreativen Reflexion sozialer Aspekte und in ihrem Aktivismus. Ihre Arbeiten involvieren die Betrachtenden auf spielerische Weise – ausgelöst durch kraftvolle, sinnliche Gestaltung mit einem feinen Gespür für Humor.

Streetart Ladies Wine and Design

Ein besonders herausragendes Beispiel für Ihre Strahlkraft ist ihre Empowerment-Initiative Ladies, Wine and Design, mit der Frauen in 300 Städten auf der ganzen Welt durch Mentorships, Portfolio Beratung, Gespräche und Meetups in ihrer Kreativität bestärkt und unterstützt werden. – Jessica Walsh ist ein echter Design Star und damit für viele kreative Frauen und nonbinäre Personen auf der ganzen Welt Vorbild und Idol.“

Revolution

In der Kategorie „Revolution“ geht der iphi 2021 an SUPERRR Lab (Berlin, Deutschland), die als Labor und Community im Bereich der Digitalisierung und Technik Visionen und Projekte vorantreiben und bestehende Paradigmen in Frage stellen mit dem Ziel, eine gerechtere Zukunft zu schaffen.

Superrr

Jury Begründung: “Die Jury war begeistert von der visionären Gesamthaltung und der inkorporierten Gendersensibilität des Labs, sowie von der anregenden Gestaltung und Kommunikation, mit der SUPERRR feministische* Perspektiven auf aktuelle technologische Entwicklungen und Zukünfte aufwirft und thematisiert.

SUPERRR befasst sich mit Projekten von der Feminist Tech Fellowship und der Schaffung kollektiver Diskussionsräume wie dem ‘Virtual Screening Coded Bias’ bis hin zur Förderung einer Gemeinschaft von weiblichen, trans- und nicht-binären Menschen in Kunst, Wissenschaft, Technologie, Aktivismus und mehr.

In ihren eigenen Worten: “Superrr ist spielerisch, visionär und feministisch”. Deshalb findet die Jury, SUPERRR ist zweifelsohne eine große Bereicherung, um die Überschneidung von Kultur, Feminismus und Technologie innerhalb der aktuellen Diskussion über Digitalisierung, Gender und Diversität zu fördern.“

Volition

Den Nachwuchspreis „Volition“ erhält Laura Haensler für ihr Projekt „Chips & Cheats“, das unser Essverhalten und dessen geschlechtsspezifische Kodierungen unter die Lupe nimmt. Das Projekt entstand im Rahmen ihres Masterstudiums Trends & Identity an der Züricher Hochschule der Künste.

Laura Haensler „Chips & Cheats“

Jury Begründung: „Chips & Cheats beschäftigt sich mit dem interdependenten Verhältnis zwischen und Food und Gender anhand des exemplarischen Beispiels der Kartoffelchips: Ein sechsteiliges Besteckset macht auf überspitzte Weise kulturell und sozial gestiftete Essverhalten und geschlechtsspezifische Kodierungen sichtbar und erfahrbar.

Laura Haensler ist freischaffende Designerin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Zürcher Hochschule der Künste. Sie forscht im Bereich Gender und Design und beschäftigt sich in diesem Kontext insbesondere mit dem Thema Food. Als LAUTESkollektiv realisiert sie seit 2019 zusammen mit der Komponistin Stephanie Haensler interdisziplinäre Projekte an der Schnittstelle von zeitgenössischer Musik und Design.“

 

Ein weiterer Nachwuchspreis aus der Kategorie „Volition“ geht an Marie Dietze für ihre Arbeit “Assembling Fragments – Exploring Feminist Modes of Hacking through Design“, die im Rahmen ihres Masterstudiums an der FH Potsdam und ihrer Arbeit in der Forschungsgruppe Critical Maker Culture am UdK Berlin/Weizenbaum Institut entstanden ist.

Marie Dietze "Assembling Fragments - Exploring Feminist Modes of Hacking through Design"

Jury Begründung: „Die Arbeit befasst sich auf kritische und spielerische Weise mit Themen der Gestaltung im Kontext der sexuellen Gesundheit. Es geht nicht nur darum, was für geschlechtsspezifische Körper gemacht wird, sondern auch darum, wer Teil dieses Prozesses sein darf, um die Kontrolle über Körperdaten und Selbsterkenntnis zurückzuerlangen. Durch den partizipativen Do-it-Together (DIT)-Ansatz in Form von Workshops („Let’s Spit Hormones“ und „Make Your Own Menstrual Cup“) regt sie eine feministische Haltung gegenüber offener Hardware und Gestaltung an.

Die Arbeit entstand in enger Zusammenarbeit mit der h/activist-Kollegin und Software-Programmiererin Marie Kochsiek und eröffnet einen Raum für die Auseinandersetzung mit Tabuthemen und regt gleichzeitig Debatten über intime Technologien, Körpersouveränität und Design jenseits essenzieller Geschlechternormen an. Design als feministisches Hacking zeigt eine Taktik der kritischen Kollektivität, die die Grenzen der Macht durch den Prozess des „Open-Source-Commons-basierten Machens“ demonstriert.

 

Hannah Witte erhält den Nachwuchspreis „Volition“ für ihr Buch „Typohacks” das im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der Folkwang Universität der Künste in Essen entstand und das noch in diesem Jahr, unterstützt von der Chefredaktion des form Design Magazins, im form Verlag erscheinen wird.

Hannah Witte "Typohacks"

Jury Begründung: „Typohacks, das Handbuch für gendersensible Typografie in der deutschen Sprache, hat die Jury wegen seiner aktuellen Brisanz einhellig überzeugt. Das Werk gibt eine umfangreiche Einführung in aktuelle Methoden des Genderns und den Diskurs um antidiskriminierendes Sprachhandeln. Den Umgang mit gendersensibler Sprache als gestalterische, typografische Aufgabe zu begreifen, zeigt eine wichtige und neue Perspektive für Gestalter*innen auf. Die Arbeit widmet sich dem Thema dabei ganzheitlich: neben den praktischen Beispielen setzt es sich mit aktuellen Fragestellungen über die Wirkungsmacht von Sprache bis hin zur politischen Verantwortung von Gestalter*innen auseinander und setzt damit Impulse für die Designpraxis ebenso wie für die aktuelle Debatte.“

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Auswahlprozedere

Die Jury wurde von einem hochrangig international besetzten „Research Committee international/RCi“ beraten, zu dem u.a. Prof. Nicola Marsden (Professorin Software Engineering, HS Heilbronn, Deutschland), Dr. Menna Agha (Architektin und Forscherin, Assistant Professor Carleton University, Canada), Paola Antonelli (MoMA, New York), Alice Rawsthorn (Design Kritkerin, UK), Tim Marshall (Deputy Vice-Chancellor, Design and Social Context, and Vice-President, RMIT University, Melbourne, Australien) und weitere gehören.

Besetzung der Jury iphi 2021

Claudia Herling (Vorstand iGDN und Jury Vorsitz),
Anne Elisabeth Toft (RCi, Architektin und Associate Professor, Aarhus, Denmark),
Tanja Godlewsky (iGDN, freie Kreativ-Direktorin und Expertin im Bereich Design und Popkultur),
Prof. Dr. Florian Conradi (iGDN, RCi, Technische Universität Berlin/Universität der Künste Berlin),
Prof. em. Dr. Uta Brandes (Vorsitz iGDN, Autorin und Herausgeberin im Bereich Gender und Design)

Pressematerial

Unsere Pressemitteilung zu den Gewinnerinnen und dem Award sowie erste Impressionen zu den ausgezeichneten Projekten sind angehängt. In der Pressemappe unter https://iphi-award.org/press/ finden Sie hochauflösendes, freigegebenes Bildmaterial.

 

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