Seit etlichen Jahren fällt unumwunden auf, das das Wort „selbstverständlich“ zugunsten der Bezeichnung „natürlich“ nahezu aus dem Sprachgebrauch verschwunden ist.
Nun kann man sich das lediglich so erklären, dass „selbstverständlich“ hintergründig an den Gebrauch des Verstandes appellierte und sich dementsprechend auch dem Diskurs oder dem Streit darüber aussetzte, ob etwas sich von selbst verstünde. Den Verstand basiert auf der Diskussion, der Auseinandersetzung.
Ganz anders wirkt das Wort „natürlich“, denn es artikuliert doch sehr drastisch, dass etwas eben genau so sei und nicht anders – und das vor allem man darüber nicht diskutieren könne oder dürfe. Was natürlich ist, ist natürlich so. Hat sich so entwickelt, ist so festgelegt in der natürlichen Ordnung und entzieht sich – wie die Natur selber – den Kategorien des Verstandes. Natürlich ist so viel gewichtiger als selbstverständlich. Zumindest dann, wenn man nur behaupten und nicht streiten will.