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Zielgruppe

Während das Gerede von sogenannten „Zielgruppen“ im Design allgegenwärtig ist, vergegenwärtigen sich nur wenige, dass es sich dabei nicht um ein deskriptives Vorgehen, sondern um ein gestalterisches Vergehen handelt. Wer für Zielgruppen gestaltet, gibt sich der Illusion hin, man könne auf der wackeligen Grundlage irgendwelcher – meist äußerst oberflächlicher – Kriterien Zielscheiben aus Gesellschaften ausschneiden, um dann vermeintlich uniforme Bedürfnisse mit dementsprechend holzschnittartigen Produkten treffsicher zu beschießen. Dass man damit nicht bloß die Komplexität und Vielfalt von Menschen unterschätzt, sondern auch die Handlungsmacht von Design überschätzt, wird in der gestalterischen Praxis kaum reflektiert. Man gibt sich lieber der Vorstellung hin, einer hausgemachten homogenisierten Masse könne auch ihre passgenaue Form gegeben werden. Während sich zwar noch nie ein Konzern über Kaufkraft echauffiert hat, die nicht der Zielgruppe entsprang, ist auch der „Treffer ins Schwarze“ gleichermaßen unwahrscheinlich wie schmerzhaft. Denn wer will schon Teil einer Zielgruppe sein? Oder schlimmer noch: Wer will erfahren, Teil keiner Zielgruppe zu sein? Diese Betroffenheit sollte Design niemandem antun. Durch Design Diversität, freie Entfaltung, vielfältigen Gebrauch und Formen der Aneignung zu ermöglichen, sind als Ziele schon anspruchsvoll genug.

gefunden und kommentiert von Dustin Jessen

 

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